Als Tobias Engelsing 2007 sein Amt als Direktor der vier Städtischen Museen antrat, hatten die Häuser eine längere Phase der Leitungsvakanz und der Bausanierung hinter sich. Es galt, die Museen mit ihren wertvollen Sammlungen zu öffnen, die inneren Abläufe zu modernisieren und mit attraktiven Angeboten an die Öffentlichkeit zu treten. Nun hat der Museumschef dem Kulturausschuss eine umfassende Bilanz seines ersten „Reform-Jahrzehnts“ vorgelegt.
In der Reformdekade wurden das gesamte Auftreten der Häuser, die Ausstellungskonzepte und Betriebskonzepte, das Sammlungsmanagement, das Fundraising, die Medienarbeit und die Vernetzung in Stadt und Region grundlegend verändert, erweitert und erneuert: So haben die Museen unter dem Motto „Türen öffnen!“ das Dauer- und Sonderausstellungskonzept neu aufgestellt, mit dem Ziel breitere Bevölkerungs- und Gästegruppen anzusprechen und wieder vorzeigbare Besucherzahlen zu erzielen. Inzwischen besuchen jährlich rund 80 000 Gäste die Häuser. Zählt man die gemeinsam auftretenden Häuser Sealife und Bodensee-Naturmuseum hinzu, waren es 2017 zusammen sogar 228 000 Besucher.
Heute erzielen die Museen durch Eintritte und Shops gute Einnahmen, sie sind attraktive Kultur-Leuchttürme der Bodenseeregion. Sie stiften mit ihren Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen Einheimischen und Zugezogenen Identität, bringen auswärtigen Gästen Geschichte, Kunst und Kultur der Bodenseeregion näher und schärfen das Bewusstsein für historische und kulturelle Entwicklungslinien aus der Geschichte zur Gegenwart. Im Kulturzentrum hat das Rosgartenmuseum einen 400 Quadratmeter großen zusätzlichen Ausstellungssaal dazu gewonnen, der seither Schauplatz von großen Sonderausstellungen ist. Besonderer Anziehungspunkt ist das neue Museumscafé im Rosgartenmuseum, das auch ohne Eintrittsgebühr besucht werden kann.
Parallel zur Neukonzeption des Ausstellungswesens hat das engagierte Team der Museen die umfangreichen, auf neun Depot-Standorte verteilten Sammlungen fachmännisch geordnet. Der durch Gemeinderatsbeschluss ermöglichte Neubau (Beginn 2017) eines Kunstdepots sichert die museums-technische zeitgemäße Arbeit mit den Kunstschätzen.
Schenkungen und Vermächtnisse aus dem wachsenden Kreis von Mäzenen lassen die Sammlungen der Häuser weiter wachsen. Durch den Ausbau der Fördervereine, durch Erbschaften, Schenkungen und Ankäufe aus eigenem Ankaufsetat konnten die Sammlungen um teils sehr wertvolle Kunstwerke erweitert werden. Sponsoring und Drittmittelakquise wurden institutionell etabliert und erzielen seither beträchtliche Einnahmen. In den vergangenen zehn Jahren wurden für die Museen und ihre Förderinstitutionen Drittmittel, Spenden und Zustiftungen in Höhe von über einer Million Euro akquiriert. Die Fraktionen des Ausschusses dankten dem gesamten Museumsteam übereinstimmend für die herausragenden Leistungen dieser Reformjahre und den großen persönlichen Einsatz.
Für die Zukunft haben die Museen weitere Ziele: Um den Anschluss an die bedeutenden Kulturstädte der Bodenseeregion nicht zu verlieren, sollte Konstanz, so formuliert Museumschef Engelsing, „in den kommenden Jahren, möglichst in zentraler Lage, zusätzliche Räume für große Ausstellungen musealer und zeitgenössischer Kunst, Geschichte und Kultur schaffen.“ Schließlich sollte das Kunstdepot im Industriegebiet um einen funktionalen Werkstattbau ergänzt werden, um die Bereiche Restauratorin, Papierwerkstatt, Ausstellungsvorbereitung und Ausstellungsbau/Schreinerei ressourcensparend an einem Ort zu bündeln.