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Josef Günthart aus Konstanz: Hingerichtet in Rastatt

Der Konstanzer Josef Günthart leistet seit 1843 Militärdienst im 3. Infanterie-Regiment. Im Mai 1849 ist das Regiment an der Meuterei gegen Befehlshaber und Offiziere der Bundesfestung Rastatt beteiligt. Soldaten bedrängen den Gouverneur der Festung, Kameraden aus dem Arrest zu entlassen, die zuvor Reden auf die Freiheit gehalten hatten. Vermutlich nimmt auch Günthart an diesen Protesten so maßgeblich teil, dass er später von Offizieren als Mittäter angezeigt werden kann. Nach der Kapitulation der Festung wird der Konstanzer am 21. September 1849 vor das Standgericht gestellt und wegen „Meuterei und Treuebruchs“ zum Tode verurteilt. Tags darauf stirbt er unter den Kugeln eines preußischen Erschießungskommandos. 1873 erhält sein Grab in Rastatt eine Gedenktafel.

Die Tafel ist in der Sonderausstellung „“Jetzt machen wir Republik“ Die Revolution von 1848/49 in Baden“ im Kulturzentrum am Münster bis 7. Januar 2024 zu sehen.


Carl Schurz: Erster deutschstämmiger Minister der USA

Carl Schurz, überlebender Revolutionssoldat aus der Festung Rastatt, spricht fast kein Englisch, als er in New York ankommt. Kaum ein Jahr später hat er die Sprache im Selbststudium gelernt. Mit den bekannten „Forty-Eighters“ steht er in Kontakt, Friedrich Hecker wird sein Freund. 1857 wird Schurz in den Stadtrat von Watertown gewählt. Er wird in kurzer Zeit einer der wichtigsten Berater des späteren Präsidenten Abraham Lincoln. Der schickt ihn als Botschafter nach Spanien. Im Bürgerkrieg kehrt Schurz zurück, wird Brigadegeneral und führt zeitweise eine Division. Nach dem Krieg arbeitet er für die „New York Tribune“, ist ab 1867 Mitherausgeber der „Westlichen Post“ in St. Louis, Missouri. Unter Präsident Rutherford B. Hayes wird Schurz zum Innenminister ernannt. Neben Henry Kissinger ist er bis heute der einzige deutsche Einwanderer, der in den USA Ministerrang erreichte. 1906 stirbt Schurz 77-jährig in New York City.

An diesen und weitere Protagonisten der Revolutionsereignisse der Jahre 1848/49 erinnert das Rosgartenmuseum in seiner Sonderausstellung „„Jetzt machen wir Republik“ Die Revolution von 1848/49 in Baden“, die bis 7. Januar 2024 im Kulturzentrum am Münster zu sehen ist.


Lorenz Brentano: Revolutionärer Regierungschef wider Willen

Der Mannheimer Rechtsanwalt und badische Abgeordnete Lorenz Brentano hatte im Landtag für die Justizreform gekämpft und verteidigte nach der ersten Revolutionswelle 1848 mit großem Geschick einige der Akteure vor Gericht. Seiner Wahl zum Mannheimer Oberbürgermeister 1849 verweigerte die badische Regierung die Zustimmung. Nach der Flucht von Großherzog Leopold I. im Mai 1849 entsteht jedoch ein Machtvakuum. Die neue verfassungsgebende Versammlung in Karlsruhe beruft Brentano an die Spitze der provisorischen revolutionären Regierung, er wird Regierungschef wider Willen. Nach sechs Wochen im Amt wird er vom radikalen Flügel der Revolution abgesetzt und flieht in die Schweiz, von dort in die USA. Nach Jahren als Farmer zieht Brentano mit seiner Familie 1859 nach Chicago, wo er Redakteur, Stadtrat und schließlich Miteigentümer der deutschsprachigen „Illinois Staats-Zeitung“ wird. 1869 übersiedelt die Familie nach Zürich, Brentano wird dann US-amerikanischer Konsul in Dresden. Wieder zurück in den USA wird der 63-Jährige für die Republikanische Partei in den Kongress gewählt. 1891 stirbt Brentano in Chicago.

An diesen und weitere Väter und Mütter der deutschen Demokratie erinnert das Rosgartenmuseum in seiner Sonderausstellung „„Jetzt machen wir Republik“ Die Revolution von 1848/49 in Baden“, die bis 7. Januar 2024 im Kulturzentrum am Münster zu sehen ist.


Empfang mit der NObelpreisträgerin Olga Tokarczuk

Nach der Konstanzer Lesung der polnischen Literaturnobelpreisträgerin (2019) Olga Tokarczuk umringten 200 begeisterte Zuhörerinnen und Zuhörer die Autorin beim anschließenden Empfang im Rosgartenmuseum, wo Olga Tokarczuk geduldig Bücher signierte. Auf dem Erinnerungsbild im Museumscafé, v. l.: Mara Köchling, Leiterin der Pressearbeit des Schöffling/Kampa-Verlages, Grzegorz Zygadło, Ehemann der Autorin, Olga Tokarczuk, Dr. Elisabeth Kauder, Vorstand der C. G. Jung-Gesellschaft und Museumschef Tobias Engelsing. 


Marie Goegg-Pouchoulin: Vorkämpferin des Frauenstimmrechts

In Maries Genfer Elternhaus finden Ende der 1840er-Jahre revolutionäre Flüchtlinge aus mehreren Ländern Aufnahme. Darunter ist 1849 auch der geflohene Finanzminister der badischen Revolutionsregierung, Amand Goegg. Ihn erwartet in Baden die Todesstrafe. Marie Pouchoulin und Amand heiraten. Über ihn kommt Marie in Kontakt mit pazifistischen Gruppen und der entstehenden Arbeiterbewegung. Gemeinsam mit anderen Frauen ruft sie 1868 die erste internationale Frauenbewegung ins Leben und gründet die erste feministische Zeitschrift der Schweiz. Entschieden setzt Marie sich für das Frauenstimmrecht ein. Mit Hilfe einer Petition an den Schweizer Bundesrat erreicht sie, dass 1872 die ersten Frauen an der Universität Genf zum Studium zugelassen werden. Marie Goegg-Pouchoulin stirbt 1899 in Genf.

An diese und weitere Vorkämpferinnen der Gleichberechtigung erinnert das Rosgartenmuseum in seiner Sonderausstellung „„Jetzt machen wir Republik“ Die Revolution von 1848/49 in Baden“, die bis 7. Januar 2024 im Kulturzentrum am Münster zu sehen ist.

Bild ©Sozialarchiv CH