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Besuch Hecker-Gruppe Klettgau-Riedern in Revolutionsausstellung

Zum „Familienfoto“ mit ihrem historischen Vorbild, dem badischen Revolutionär Friedrich Hecker, kamen einige Mitglieder der „Hecker-Gruppe Klettgau-Riedern“ dieser Tage nach Konstanz.

In der noch bis 7. Januar laufenden Sonderausstellung im Kulturzentrum am Münster („Jetzt machen wir Republik!“) versammelten sich die „Hecker-Leute“ um ihren Vorsitzenden Viktor Kaiser zum Gruppenbild mit der originalgetreu nachgebildeten Hecker-Figur, die dort ausgestellt ist.
 
Der bekannte Schweizer Präparator Marcel Nyffenegger, Schaffhausen, hat nach historischen Bildern und Fotografien des einstigen Revolutionärs Hecker (1811 – 1881) diese lebensechte Figur geschaffen. Die Gewandmeisterin Anne Wöller nähte die originalgetreue Bekleidung, wozu auch die berühmte blaue „Heckerbluse“ gehört. Heckers Hut ist ein echter „Calabreser“ aus der Zeit, das Vorbild sind die breitkrempigen Hüte der Revolutionäre in Kalabrien.


Carlo Schmid: Mut zur wehrhaften Demokratie

Der in Frankreich geborene Carlo Schmid nimmt am Ersten Weltkrieg teil, studiert Jura und habilitiert sich an der Universität Tübingen. Das „Dritte Reich“ bricht Schmids Karriere ab, er gilt als „weltanschaulich unzuverlässig“. Im besetzten Lille kann er als Besatzungsoffizier gefährdeten Franzosen helfen. Nach dem Krieg tritt Schmid in die SPD ein, wird Justizminister in Württemberg-Hohenzollern und Vorsitzender des Hauptausschusses im Parlamentarischen Rat. Die Demokratie, so sagt er, sei mehr als eine Zweckmäßigkeitsentscheidung, sie sei etwas „für die Würde des Menschen Notwendiges“. Sie müsse auch den „Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen“. Schmid setzt die Aufnahme des Kriegsdienstverweigerungsrechts, des Rechts auf Asyl und das konstruktive Misstrauensvotum im Grundgesetz durch. Bis 1972 gehört der überzeugte Europäer dem Deutschen Bundestag an.

An diesen und weitere Wegbereiter der deutschen Demokratie erinnert das Rosgartenmuseum in seiner Sonderausstellung „„Jetzt machen wir Republik“ Die Revolution von 1848/49 in Baden“, die bis 7. Januar 2024 im Kulturzentrum am Münster zu sehen ist.


Bildband zur Badischen Revolution

Zweite Auflage liegt vor

Der badische Revolutionär Friedrich Hecker oder die frühe Kämpferin für das Frauenwahlrecht, Henriette Obermüller-Venedey sind heute nur noch wenigen Menschen ein Begriff. Dabei haben diese und andere couragierte Männer und Frauen vor 175 Jahren für Demokratie und Rechtsstaat gekämpft, der heutigen Deutschen als eine selbstverständliche Errungenschaft erscheint. Begleitend zur großen Sonderausstellung “Jetzt machen wir Republik! Die Revolution 1848/48 in Baden und am Bodensee”, die das Konstanzer Rosgartenmuseum noch bis zum 7. Januar im Kulturzentrum am Münster zeigt, ist aus der Feder von Museumschef Tobias Engelsing ein reich illustrierter Band erschienen. Das Buch erzählt in knappen Texten, was damals hier geschah und erinnert an mutige Männer und Frauen der ersten deutschen Demokratiebewegung.

Die erste Auflage war rasch vergriffen. Jetzt hat das Museum eine aktualisierte Neuauflage (152 Seiten, 14 €) vorgestellt. Sie ist im Buchhandel in der Ausstellung und im Rosgartenmuseum zu haben.    


Josef Günthart aus Konstanz: Hingerichtet in Rastatt

Der Konstanzer Josef Günthart leistet seit 1843 Militärdienst im 3. Infanterie-Regiment. Im Mai 1849 ist das Regiment an der Meuterei gegen Befehlshaber und Offiziere der Bundesfestung Rastatt beteiligt. Soldaten bedrängen den Gouverneur der Festung, Kameraden aus dem Arrest zu entlassen, die zuvor Reden auf die Freiheit gehalten hatten. Vermutlich nimmt auch Günthart an diesen Protesten so maßgeblich teil, dass er später von Offizieren als Mittäter angezeigt werden kann. Nach der Kapitulation der Festung wird der Konstanzer am 21. September 1849 vor das Standgericht gestellt und wegen „Meuterei und Treuebruchs“ zum Tode verurteilt. Tags darauf stirbt er unter den Kugeln eines preußischen Erschießungskommandos. 1873 erhält sein Grab in Rastatt eine Gedenktafel.

Die Tafel ist in der Sonderausstellung „“Jetzt machen wir Republik“ Die Revolution von 1848/49 in Baden“ im Kulturzentrum am Münster bis 7. Januar 2024 zu sehen.


Carl Schurz: Erster deutschstämmiger Minister der USA

Carl Schurz, überlebender Revolutionssoldat aus der Festung Rastatt, spricht fast kein Englisch, als er in New York ankommt. Kaum ein Jahr später hat er die Sprache im Selbststudium gelernt. Mit den bekannten „Forty-Eighters“ steht er in Kontakt, Friedrich Hecker wird sein Freund. 1857 wird Schurz in den Stadtrat von Watertown gewählt. Er wird in kurzer Zeit einer der wichtigsten Berater des späteren Präsidenten Abraham Lincoln. Der schickt ihn als Botschafter nach Spanien. Im Bürgerkrieg kehrt Schurz zurück, wird Brigadegeneral und führt zeitweise eine Division. Nach dem Krieg arbeitet er für die „New York Tribune“, ist ab 1867 Mitherausgeber der „Westlichen Post“ in St. Louis, Missouri. Unter Präsident Rutherford B. Hayes wird Schurz zum Innenminister ernannt. Neben Henry Kissinger ist er bis heute der einzige deutsche Einwanderer, der in den USA Ministerrang erreichte. 1906 stirbt Schurz 77-jährig in New York City.

An diesen und weitere Protagonisten der Revolutionsereignisse der Jahre 1848/49 erinnert das Rosgartenmuseum in seiner Sonderausstellung „„Jetzt machen wir Republik“ Die Revolution von 1848/49 in Baden“, die bis 7. Januar 2024 im Kulturzentrum am Münster zu sehen ist.