Eine Arbeiterfrau, ihr Kind an der Hand, läuft eine scheinbar endlose Gasse entlang. Im Hintergrund erstreckt sich eine bedrohlich rauchende Industrielandschaft. Soziale Ungerechtigkeit und gesellschaftliches Elend sind in den expressionistischen Holzschnitten Willy Thalers unübersehbar. Der sozialkritische Bick blieb in der Bodenseeregion bis auf wenige Beispiele aus. Die Gründe dafür liegen Nahe: die Künstler und Künstlerinnen am ländlich geprägten Bodensee waren auf die großbürgerliche Kundschaft angewiesen, die nur Idyllenproduktionen verlangte.
Dieses und weitere Zeugnisse einer kritischen Auseinandersetzung mit Industrielandschaften sind bis zum 5. Januar 2025 in der Ausstellung „Wir schaffen was! Arbeitswelten in der Kunst am Bodensee“ im Rosgartenmuseum zu sehen.
Willy Thaler: „Arbeiterfrau“, Holzschnitt, 1930, ©Kunstmuseum St. Gallen