Der Mannheimer Rechtsanwalt und badische Abgeordnete Lorenz Brentano hatte im Landtag für die Justizreform gekämpft und verteidigte nach der ersten Revolutionswelle 1848 mit großem Geschick einige der Akteure vor Gericht. Seiner Wahl zum Mannheimer Oberbürgermeister 1849 verweigerte die badische Regierung die Zustimmung. Nach der Flucht von Großherzog Leopold I. im Mai 1849 entsteht jedoch ein Machtvakuum. Die neue verfassungsgebende Versammlung in Karlsruhe beruft Brentano an die Spitze der provisorischen revolutionären Regierung, er wird Regierungschef wider Willen. Nach sechs Wochen im Amt wird er vom radikalen Flügel der Revolution abgesetzt und flieht in die Schweiz, von dort in die USA. Nach Jahren als Farmer zieht Brentano mit seiner Familie 1859 nach Chicago, wo er Redakteur, Stadtrat und schließlich Miteigentümer der deutschsprachigen „Illinois Staats-Zeitung“ wird. 1869 übersiedelt die Familie nach Zürich, Brentano wird dann US-amerikanischer Konsul in Dresden. Wieder zurück in den USA wird der 63-Jährige für die Republikanische Partei in den Kongress gewählt. 1891 stirbt Brentano in Chicago.

An diesen und weitere Väter und Mütter der deutschen Demokratie erinnert das Rosgartenmuseum in seiner Sonderausstellung „„Jetzt machen wir Republik“ Die Revolution von 1848/49 in Baden“, die bis 7. Januar 2024 im Kulturzentrum am Münster zu sehen ist.