Seestück beim Hörnle

Mit 12 Jahren wurde das Talent des taubstummen Richard Liebermann (1900–1966) entdeckt und er konnte die Münchner Kunstakademie besuchen. Den Schwerpunkt seines Schaffens bildeten Landschaftsgemälde, Stillleben aber auch Portraits. Mit der Machtergreifung der Nazis wurde sein künstlerisches Arbeiten unterbunden. 1935 zieht die Familie nach Konstanz, die Heimatstadt der Mutter. Nach der Sprengung der Konstanzer Synagoge 1938 wurde der Maler nach Dachau verschleppt. Im Winter kehrte Liebermann zurück, bis er 1940 nach Gurs deportiert wurde. 1943 flüchtete er von dort in das Kloster St. Rambert, wo er den Krieg überlebte.

Obwohl der Großteil seines Werks von den Nazis zerstört wurde, konnte Liebermann Fotografien einiger Arbeiten sichern, die er in einem Lederetui stets bei sich trug. Darunter findet sich eine schwarz-weiß Fotografie eines Ölbildes von 1930, das eine Ufer-Landschaft zeigt. Das Bild gilt als verschollen, doch befindet sich in der Sammlung des Rosgartenmuseums ein ganz ähnliches Gemälde Liebermanns. Das „Seestück am Hörnle“ von 1932 zeigt den Blick auf das mit Pappeln bewachsene Hörnle-Ufer bei niedrigem Wasserstand, im Hintergrund zeichnet sich das Schweizer Ufer ab. Diese und weitere zauberhafte Ansichten des Bodensees sind anlässlich der Kunstnacht am 30. März im „Kunstsalon“ des Rosgartenmuseums zu sehen.